Im Gewebe gibt es kein Zentrum
Es ist ein Geflecht sich überkreuzender Fäden, die im systematisch verschränkten Wechsel eine Quasi-Fläche bilden.
Diese ausgedehnte Fläche ist formbar, kann umhüllen, flattern.
Die Eigenschaften des Gewebes werden bestimmt durch die Beschaffenheit des Fadens und mitbestimmt durch die Löcher zwischen den Überkreuzungen.
Die Eigenschaften des Gewebes sind emergente Eigenschaften.
Das Gewebe ist ein System aus konkreten, gerichteten Größen und dem leeren Raum.
[TAO TE KING NR. XI:
Das Sein bewirkt den Nutzen, das Nichtsein bewirkt den Gebrauch.]
Das Gewebe ist konkret endlich,
aber prinzipiell unbegrenzt,
es gehört mathematisch zu den Gruppengittern.
Das objet trouvé von Silvia Breitwieser haben wir „Kosmogonischer Kreis“ getauft.
Das Kreismotiv verleiht dem Gebilde eine gewisse Symbolizität und durch „Rückflechtung“ wird es komplexer und es entstehen polyzentrische Löcher.
Ich habe mir vorgenommen, das Objekt zu bemalen.
Dazu habe ich es mit Plastikmasse und Acrylweiß beschichtet.
Ich habe die Löcher nicht geschlossen, aber die Oberfläche durch die Farbmaterie verändert, so dass ästhetisch gesehen ein Gelände aus Abstraktion und Konkretion entstand.
In der Absicht eine lichthafte Strukturalität zu entfalten habe ich mich für eine indirekte Methode der Bearbeitung entschieden.
Sie hat Untersuchungscharakter.
K. H. Greune