Norbert Henrichs
Einführung in die Informationswissenschaft

a) Information
vorläufige Bestimmungen
= zugängliches, austauschbares (kommunizierbares) Wissen
 
Was heißt "Wissen" ?
zugrundeliegt ein weitestgefaßter Wissens-Begriff

zu unterscheiden sind der Geltung nach :
- erfahrungsbasiertes Wissen
Alltags"wissen":
über Personen, Institutionen, die wir kennen;
über Gegenstände, Sachverhalte und Ereignisse unserer Erlebniswelt
gesichertes Wissen (wissenschaftlich):
überprüfte eigene und fremde Erfahrungen
- rationales Wissen
Wissen, das aus logischen Schlußverfahren resultiert:
"Wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, dann ergibt sich daraus immer..... / in den meisten Fällen...."
Analogieschlüsse:
"Zielgruppe A hat das Produkt P positiv aufgenommen. Zielgruppe B weist ähnliche Bedürfnisstrukturen auf wie Zielgruppe A. Also dürfte P auch bei B erfolgreich abgesetzt werden können."
Diagnosen / Prognosen
- vorstellungs- / empfindungsbasiertes Wissen
Meinungen,
Werturteile,
Wünsche,
Weltanschauungen,
politische Ansichten etc.
zu unterscheiden sind dem Gehalt nach :
- faktisches Wissen
Wissen, was der Fall ist
(Wissen über Objekte, Sachverhalte, Ereignisse, Personen etc.):
repräsentiert durch:
Produktbeschreibungen, Meßwerte, Merkmals-Bezeichnungen, "Daten"
- deontisches Wissen
Wissen, was der Fall sein soll
(Wissen über Normen, Gesetze, Planungen, politische Konzeptionen etc) :
repräsentiert durch:
Texte formuliert in bestimmter Fachsprache
- instrumentelles Wissen
Wissen über die Veränderbarkeit dessen, was der Fall ist
(Methodenwissen etc.):
repräsentiert durch:
Verfahrensbeschreibungen, Anleitungen, Rezepturen, Formeln
- erklärendes Wissen
Wissen, warum etwas der Fall ist
(begründendes, Folgen abschätzendes Wissen):
repräsentiert durch:
argumentative Texte, Beweise
"Wissen" im Sinne der gegebenen Typologie ist ein mentales Phänomen
(ein neuronaler Zustand).
"Wissen" ist als "Gewußtes"
( = Wissensgehalt / -inhalt)
und als "Vorgang des Wissens"
( = Aktivität des Wissenkönnens)
stets an ein bestimmtes Bewußtsein gebunden und nur durch Selbstbezug dessen, der dieses Bewußtsein besitzt, in diesem und für dieses Bewußtsein verfügbar:
Man kann sagen: "Wissen" kennzeichnet einen Bewußtseinszustand. "Wissen" ist ein mentales Merkmal eines Bewußtseins-Trägers, eines Subjektes. "Wissen" gehört zu einem Subjekt: ist sein Besitz. "Wissen" ist subjektiv.
"Wissen" in diesem Sinne ist aber nicht Information. Soll Wissen (im Sinne eines subjektiven Bewußtseinsinhaltes) (einem) anderen Subjekt(en) mitgeteilt werden, bzw. von (einem) anderen Subjekt(en) rezipiert werden, muß es zwischen Subjekten transferiert werden. Dazu muß es eine Form erhalten, die es
  • austauschbar,
  • (kommunizierbar),
  • zugänglich

macht. Um Information zu werden, muß Wissen die Sphäre des bloß Mentalen, der Bewußtseins-Immanenz verlassen.

 

Die (prinzipielle) Austauschbarkeit
  • (Kommunizierbarkeit) von Wissen zwischen Subjekten wird nur erreicht durch seine "Darstellung",
  • "Formulierung" ("In-Form-ierung") und durch die
  • Bindung (Aufzeichnung) des so
  • dargestellten Wissens
  • an einen (materiellen) Träger.
 

Dieser Darstellungsprozeß heißt:
  • Wissensrepräsentation.
 

Sein Ergebnis ist die
  • Transformation von Wissen in Information.
Wissensmitteilung von Subjekt zu Subjekt
Subjekt 1
(mit Bewußtseinsinhalt: Wissen)
Transformation von Wissen in Information
Mitteilung, Rezeption Bedeutungs-Symbol
auf einem Träger
Niederschrift
(einer Firmenadresse)
z.B. auf Papier, Diskette etc.
Transformation von Information in Wissen
Subjekt 2
(mit verändertem Bewußtseinsinhalt: neues Wissen)
Als Repräsentationsformen des Wissens (als Darstellungsformen von Bewußtseinsinhalten im Sinne von "Bedeutungen") dienen Symbol-Systeme :
  • laut-sprachliche (verbale) Artikulationen
  • schrift-sprachliche (textuelle) Zeichen-Systeme (Alphabete)
  • graphische / bildhafte (ikonische / visuelle / optische) Darstellungselemente / Signale
  • Klänge (akustische Zeichen / Audio-Signale)
  • materielle (z.B. magnetische) Zustände
Die Informationswissenschaft interessiert sich z.B. für die
  • Eignung
  • Leistungsfähigkeit
  • Handhabbarkeit
  • Transformierbarkeit (Codierung)
dieser Symbol-Systeme: "Typen und Methoden der Wissensrepräsentation".
Als Informationsträger fungieren:
  • Wellen
  • Schallwellen
  • elektro-magnetische Schwingungen
  • Lichtwellen
  • Papier
  • Folien
  • Offsetfolien, Transparente
  • Mikrorollfilm, Mikrofiche
  • Elektronische Medien
    • Speicher-Chips
    • Bänder
    • Disketten
    • Platten
    • Trommeln
    • optische (Laser-)Platten
    • magneto-optische Platten
    • etc.
Die Informationswissenschaft interessiert sich z.B. für die
  • Eignung
  • Aufnahmekapazität
  • Haltbarkeit
  • technische Manipulierbarkeit (Hardware / Software)
dieser Träger-Medien: "Anwendungsformen der Informationstechniken".

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