Norbert Henrichs
Einführung in die Informationswissenschaft

3. Begriff und Theorie der Information

3.3 KOMMUNIKATION UND IHRE VORAUSSETZUNGEN

Kommunikation

Kommunikation setzt voraus

  1. Kommunikationsfähige Systeme (als Partner)
  2. Kommunikationswilligkeit (der Partner)
  3. gemeinsame vermittelte / unvermittelte Umwelt (Lebenswelt)
  4. (intentional) gemeinsamen Verstehenshorizont
  5. Interaktionszusammenhang (der Partner)

1. Voraussetzung der Kommunikation
Kommunikationsfähigkeit

bedeutet bezogen auf den

- Sender:Mitteilungsfähigkeit
- Empfänger:Aufnahmefähigkeit

• Physiologische / neurophysiologische Voraussetzungen

intakter Sinnesapparat
(rezeptiv, reaktiv, funktionstüchtig)

intakte Manipulationsfähigkeit

[Schaubild hier nicht abgedruckt, Anm. d. Hg.]

Physiologisch basierte Mitteilungs- und Aufnahmefähigkeit sind bei der Konstruktion von Informationssystemen zu berücksichtigen.

Beispiele

IS für Anwender mit physiologischen Defiziten
z.B.:

IS für Situationen, in denen bestimmte Sinnesleistungen nicht verfügbar sind / entlastet werden sollen

• Kognitive Voraussetzungen

Anhang:

Kybernetische Interpretation des Erkenntnis-/ Reaktionsvorgangs
(Informationssysteme als kybernetische Systeme)

Kybernetik (nach Norbert Wiener)
= Steuerungstechnik zur Aufrechterhaltung der Stabilität bei dynamischen Systemen.

These

Der Mensch zeigt (als informationsverarbeitendes Wesen) in Kommunikation ( Wechselwirkung) mit der Außenwelt das Verhalten kybernetischer Systeme.

Das kybernetische Prinzip verdeutlicht am Regelkreis-Paradigma

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Regelkreis-Paradigma

Weitere Beispiele

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Der Mensch als kybernetisches Kommunikationssystem

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Der Mensch als kybernetisches Kommunikationssystem

Kommunikationsfähigkeit (Mitteilungs-/Aufnahmefähigkeit)

Zusammenfassung

Das menschliche Kommunikationsvermögen läßt sich als kybernetisches System verstehen.

2. Voraussetzung der Kommunikation
Kommunikationswilligkeit (Kommunikationsbereitschaft)

äußert sich:

vgl. die Barriereforschung zur Ermittlung defizienter Kommunikationswilligkeit:

3. Voraussetzung der Kommunikation
Gemeinsame Umwelt

4. Voraussetzung der Kommunikation
Gemeinsamer Verstehenshorizont

Gemeinsamer Verstehenshorizont,
a) Semiotische Voraussetzungen (syntaktische Dimension)

Semiotik

Das semiotische Dreieck - die triadische Struktur von Zeichen (nach Peirce / Morris)

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Das semiotische Dreieck

Die semiotischen Dimensionen

Von der triadischen Struktur der Zeichen läßt sich die triadische Struktur der Information ableiten:

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Triadische Struktur der Information

Der Gegenstand der Informationswissenschaft besitzt somit ebenfalls eine triadische Struktur:

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Gegenstand der Informationswissenschaft

Die Dimensionen des semiotischen Dreiecks als Informationsdreieck (Zusammenfassung)

Syntaktische Dimension
Verfügbarkeit von Zeichensystemen (Sprachen) zur Transformation von Wissen in Information
Semantische Dimension
Verbindung von Zeichen mit Gemeintem (Objekte): Sinngebung Ö Sinnverstehen
Pragmatische Dimension
Handeln durch Mitteilung (Verwendung von Zeichen zur Übermittlung von Sinn mit Bezug zur Lebenswelt)

Gemeinsamer Verstehenshorizont,
b) Hermeneutische Voraussetzungen (semantische Dimension)

Hermeneutik

Verstehen

Verstehen - was und wie

Hermeneutische Sonderprobleme

 

Verstehensmomente im Kommunikationsprozeß:

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Verstehensmomente im Kommunikationsprozeß

Verstehensvoraussetzung:

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Verstehensvoraussetzung

Verstehensvoraussetzung ist eine weitgehende Übereinstimmung der Repertoire.

[Beim*] Vermitteln zwischen Expedient und Rezipient
Informationssysteme,
muß das Rep(E) und Rep(R) überlagerte Rep(V) mitbeachtet werden.

* eingefügt, der Hrsg.

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Rep(E), Rep(R), Rep(V)

Informationswissenschaftliche Hermeneutik

Verstehensmomente im Informationsvermittlungsprozeß:

 

Der Informationsspezialist muß nach zwei Seiten hin
⇐ E
⇐ R
verstehen.

Gemeinsamer Verstehenshorizont,
c) Transzendentale Voraussetzungen
(Frage nach der "Bedingung der Möglichkeit" von Kommunikation)

Existenz von Sinn

Erkennbarkeit von Sinn

Mitteilbarkeit von Sinn

5. Voraussetzung der Kommunikation
Interaktionszusammenhang
(technische / pragmatische Dimension)

Interaktionszusammenhang objektiv (physisch)

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abb

Interaktionszusammenhang ideell (inhaltlich)

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z.B. "Bürolaserdrucker" (Inf. ist ausschließlich fach-/sachbezogen)
Chef der Verwaltung (Inf. berücksichtigt Funktion des Adressaten)
Kommunale Behörde (Inf. berücksichtigt Umstände der Institution)

(= der Chef der Verwaltung einer kommunalen Behörde erhält Informationen über (Beschaffung eines) Bürolaserdruckers)

 

Interaktionszusammenhang subjektiv (individuell und gesellschaftlich)

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Interaktionaktionszusammenhang (pragmatisch)

Kommunikation als Handlungstyp

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Handlungen lassen sich allerdings generell als Informations(verarbeitende)-Prozesse verstehen.

Handlungstypen unterstützende Informationssysteme

• Instrumentelles Handeln
(nicht-sozial, erfolgsorientiert)
bibliogr. Datenbanken
(Verfahrenswissen, Modelle etc.)
faktogr. DB (Daten/Fakten)
• strategisches Handeln
(sozial, erfolgsorientiert)
Expertensysteme
bibliogr. / faktogr. DB
Statistiken,
Wirtschafts-DB
• kommunikatives Handeln
(sozial, verständigungsorientiert)
bibliogr./faktogr. DB
Normen-DB
alle IS, die sprachliche Interaktion unterstützen (z.B. Bulletin-Board-S., Computerkonferenzen etc.)

Paradigmen des Informationshandelns

 

Kommunikation (Zusammenfassung)

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Kommunikation (Zusammenfassung)

Die Aktivierung der Kommunikationsvoraussetzungen stellt den Kommunikationsprozeß dar.

Das im Kommunikationsprozeß ausgetauschte Wissen heißt Information.

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