Norbert Henrichs
Einführung in die Informationswissenschaft

3. Begriff und Theorie der Information

3.5 GESCHICHTLICHER HINTERGRUND DES INFORMATIONSBEGRIFFS

Die lateinischen Wörter

informatio, informare hergeleitet von forma

gehen zurück auf griechische Ursprünge:

forma = typos   τυπος

1. = Abdruck

Platon (Theaitetos): Die Seele enthält die Abdrücke der wahrgenommenen Dinge, wie Wachs den Abdruck des Siegelringes

2. = eingravierter Buchstabe (Schrift)

Platon (Phaidros): Der Gebrauch der Schrift fixiert Erkenntnis nur äußerlich, die im Vertrauen auf Geschriebenes vernachlässigte Gedächtniskraft, läßt die Erkenntnis im Innern verkümmern.

3. = Umriß

Platon (Kratylos): Die Sprache drückt nur die Umrisse der Wirklichkeit aus

4. = Vorbild, Modell

Platon (Politeia): Die Erziehung erfordert die Bildung eines Vorbildes (Idee des Guten) in der Seele

forma = morphe   μορφη
1. = die wahrgenommene Gestalt der Dinge, das, woran sich unsere Erkenntnis orientiert: Aristoteles (Metaphysik)
2. = die bei äußerlicher Veränderlichkeit gleichbleibende Struktur der Dinge Aristoteles (Metaphysik)
forma = eidos, idea   ειδoς, ιδεα
1. = Urbild im Sinne eines Seinsprinzips (ontologische Betrachtung): Platon
2. = eines Erkenntnisprinzips (erkenntnistheoretische Betrachtung): Aristoteles

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