3. Begriff und Theorie der Information
3.4 VERSCHIEDENE VERWENDUNGEN DES INFORMATIONSBEGRIFFS
1) Information ist eine Eigenschaft von Materie
Sie drückt sich aus
- in den Strukturen ("Wesen") der Dinge
z.B. Wertigkeit der chem. Elemente - in statischen Relationen der Dinge untereinander
z.B. Anordnung der Aminosäuren auf der Doppelhelix (genetischer Code) - in den Veränderungen der Dinge
z.B. Variable eines kybernetischen Prozesses
2) Information ist Wissen
- das angeeignet ist (subjektiv)
= Kenntnis von einer Sache (einem Ereignis etc) besitzen
"ich bin informiert"= ich weiß davon - das angeeignet werden kann
= Summe allen Wissens aller Subjekte, sofern es prinzipiell austauschbar ist. - das in kommunizierbarer Form vorliegt
= Inhalt von Büchern, insbes. Lexika, Nachschlagewerke wie "Who is who?"
retrievalfähige Daten in elektronischer Form - das für jemanden nützlich ist,
z.B. um darauf eine Entscheidung zu stützen
Die genannten Varianten sind nicht disjunkt.
3) Information ist eine Nachricht (Mitteilung)
(kommunikativer Aspekt der Information)
- Information ist das Ereignis einer Nachricht
(physikalisches / syntaktisches Ereignis)- als Signalfolge
= z.B. in Leitungen meßbare Impulse - als Zeichenfolge
= z.B. Texte - als Einheit des materiellen Trägers und der darauf angeordneten Zeichen
= z.B. bedrucktes Papier; CD-ROM
- als Signalfolge
- Information ist die Bedeutung einer Nachricht
(semantisches Ereignis)- formale Bedeutung
etwas ist ein Bild, ein Brief - gemeinter Sachverhalt
Unterscheidung zwischen direkter und metaphorischer Bedeutung; primärer (dem Mitteilungszweck entsprechender) und sekundärer Auswertung von Daten
- formale Bedeutung
- Information ist die Wirkung einer Nachricht
(psychologisches Ereignis)
- Ergebnis eines "Datenverarbeitungsprozesses":
Apperzeption, Erkenntnis:
bewußte Aufnahme eines Wahrnehmungsvorgangs
Zurkenntnisnahme eines Sachverhalts - Veränderung des Wissens im Rezipienten
Aufnahme einer "Neuigkeit"
Wissenszuwachs: quantitativ: mehr / qualitativ: genauer - Verringerung von Unwissenheit / Unsicherheit im Rezipienten
Gewinnung von Entscheidungssicherheit - Herstellung von Beziehungen (Kommunikation)
- Ergebnis eines "Datenverarbeitungsprozesses":
4) Information i.S.v. Tätigkeit des Informierens (Informierung)
- Prozeß, der zur Information im Sinne von "Wirkung der Nachricht" führt z.B. Lesen: ich informiere mich; Gespräch; Hören eines Vortrags: ich lasse mich informieren
5) Information i.S.v. das Informations- und Dokumentationswesen
- Gesamtbereich der I-Organisation "im Bereich Fach-Information"
Informationswissenschaft interessiert sich für
Information
im Sinne von
- Wissen, das in kommunizierbarer Form vorliegt
- Nachricht(en-Übermittlung)
(technische) Organisation von Zeichenprozessen - kommunikativer Wirkung ausgetauschten Wissens
= Informationshandeln und seine Folgen
Das informationswissenschaftliche Interesse folgt der triadischen Struktur der Information
Objekt-Ebene
Mittel-Ebene
Nachrichtenübermittlung (Organisation von Zeichenprozessen)
Interpret- / Akteur-Ebene
Informationshandeln:
- Informationsproduktion
- Informationsverarbeitung
- Sammeln und Beschaffen
- Erschließen
- Erfassen
- Speichern
- Vermitteln
- Informationsrezeption
- Veränderung kommunikativer Beziehungen
- Veränderung des Wissensstandes
- Nutzengewinnung
Für die Bewertung in der
INFORMATIONSPRAXIS
ist die folgende Unterscheidung bedeutsam:
die statische Sicht
"potentielle Information" = zugängliche Bedeutungsgehalte
= INFORMATIONSANGEBOT
die dynamische Sicht
"aktualisierte Information" = vermittelte Bedeutungsgehalte
= INFORMATIONSNACHFRAGE
Der triadischen Struktur der Information wird folgende Bestimmung am besten gerecht:
INFORMATION
ist
"WISSEN IN INTERAKTION"
(Für die Übermittlung repräsentiertes und auf Wirkung durch Rezeption bezogenes Wissen)